Brot für die Umwelt
Wie
man es gebacken bekommt, dass weniger Nitrat im Grundwasser landet.
Ein Lehrstück aus Unterfranken.
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Quelle: Pixabay bread-821503_1920 |
In
Deutschland gibt es mehr als 300 Sorten Brot: helles, dunkles, aus
Roggen, Dinkel, Weizen oder Buchweizen. In Unterfranken macht nun ein
ganz besonderes Brot von sich reden, nachdem sich eine ungewöhnliche
Allianz aus Politikern, Landwirten, Wasserversorgern, Mühlen und
Bäckern dafür starkgemacht hat. Das Brot dient dem Umweltschutz.
Zwölf Handwerksbäckereien stellen es mittlerweile her. Wie es
aussieht, wie viel es wiegt und was darin steckt, definiert jede
Bäckerei selbst. Verbindlich ist nur eines: Der Weizen, mit dem es
gebacken wird, stammt von sparsam gedüngten Feldern.
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Quelle: Pixabay wheat-1530321_1920 |
Zu
viel Dünger hat zur Folge, dass Stickstoff in Form von Nitrat die
Ökosysteme aus der Balance bringt. Stickstoff ist einerseits ein
Baustein des Lebens, Pflanzen brauchen ihn zum Wachsen. Darum bringen
Landwirte nitrathaltigen Dünger auf ihren Feldern aus. Doch weil sie
das im Übermaß tun und die überschüssigen Nitrate von den
Pflanzen nicht komplett gebunden werden können, versickern sie im
Boden, gelangen dann in Bäche, Flüsse und ins Grundwasser.
Die
Folgen sind laut Umweltbundesamt vielschichtig: kippende Gewässer,
Rückgang der Artenvielfalt, weniger Stabilität von Hölzern und
Blättern in den Wäldern. Ob Nitrat auch die Gesundheit des Menschen
unmittelbar gefährdet, ist umstritten. Theoretisch kann es sich im
Körper zu Nitrit und Nitrosaminen umwandeln, Verbindungen, die im
Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Die Europäische Union hat
jedenfalls 50 Milligramm pro Liter als Grenzwert für die
Nitratbelastung des Grundwassers festgelegt.
In
Deutschland wird dieser Grenzwert seit Jahren vielerorts
überschritten, was mehrere Rügen und im Oktober 2016 schließlich
eine Klage der EU-Kommission vor dem Europäischen Gerichtshof zur
Folge hatte. Die Bundesregierung will nun mit einer Novelle der
Düngeverordnung das Problem in den Griff kriegen.
Unterdessen
macht eine regionale Initiative vor, wie man das Grundwasser vor
einer zu hohen Nitratbelastung schützen kann. Die Regierung
Unterfranken, eine von sieben staatlichen Mittelbehörden mit Sitz in
Würzburg, rief zusammen mit dem Forschungsinstitut für biologischen
Landbau (FiBL) das Projekt „Wasserschutzbrot“ ins Leben. Vor drei
Jahren begann ein Probelauf mit jeweils einem Landwirt, einer Mühle
und einem Bäcker.
Ein
solches Brot muss zu mehr als 60 Prozent aus entsprechend erzeugtem
Weizen bestehen. Während der Eiweißgehalt von herkömmlich
gedüngtem Backweizen im Optimalfall zwischen 13 und 14 Prozent
liegt, bringt es der Wasserschutzweizen auf lediglich 10,5 bis 11,5
Prozent. „Die Teigeigenschaften sind minimal anders, das zeigt sich
beim Kneten. Mit Gefühl und Übung bekommt man das aber schnell in
den Griff“, sagt Nadine Beuerlein, Juniorchefin der Bäckerei
Kohler im unterfränkischen Volkach.
Inzwischen backt der Familienbetrieb
nicht mehr nur sein als Wasserschutzbrot ausgelobtes Mischbrot mit
dem weniger gehaltvollen Weizen, sondern das komplette Sortiment, von
der Semmel bis zum Christstollen. „Weil wir von der Idee absolut
überzeugt sind“, sagt Beuerlein.
Auch die Reaktionen der Kunden seien
durchweg positiv. Mit der Umstellung von 40 Tonnen Weizenmehl im
Jahr, das in zwei Mühlen separat gemahlen und gelagert wird, nimmt
der Betrieb eine Vorreiterrolle unter den 12 teilnehmenden Bäckereien
ein.
Den Wasserschutzweizen bauen vier
Landwirte aus der Region an. Dadurch sind sie erst mal im Nachteil.
Je niedriger der Eiweißgehalt des Backweizens, umso weniger verdient
der Bauer daran. Außerdem fällt der Ernteertrag etwas geringer aus,
wenn die Pflanzen mit weniger Stickstoff versorgt werden. Doch in
Unterfranken werden die Nachteile durch eine Ausgleichszahlung
aufgehoben, die die Bauern aus der Kasse von drei Wasserversorgern
erhalten – und das aus gutem Grund. „Nitrat aus dem Grundwasser
zu filtern wäre deutlich aufwendiger und teurer“, erklärt
Diplomingenieurin Marion Sterzinger-Greif von der
Fernwasserversorgung Franken.
Quelle: https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2017/marketing/brot-fuer-die-umwelt?utm_source=xing&utm_medium=link&utm_content=artikel_wasserschutzbrot&xing_share=news
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