Dienstag, 10. August 2021

Ist "Bio" gleich"Bio" und "Konventionell" gleich "Konventionell"?

Wir, bei OSENUM halten nicht viel von Klassifizierungen. "Bio" ist nicht gleich "Bio" und "Konventionell" ist nicht gleich "Konventionell"! Wir lehnen auch nicht pauschal den Einsatz von Chemie ab. Sie sollte allerdings in Maßen und zielgerichtet eingesetzt werden. Gibt es einen Nährstoffmangel im Boden, so ist es definitiv sinnvoll, diesen durch Zudüngung auszugleichen. Und ist eine Ernte in Gefahr durch starken Schädlingsdruck - so ist auch hier ein Insektizideinsatz legitim. Aber bitte nicht pauschal - einfach so - willkürlich!

Quelle: Pixabay_vegetables-752153
                               

Optimal wäre ein Treffen in der Mitte - die naturnahe konventionelle Landwirtschaft!

Es ist wichtig auch aufzuklären, warum Bio nicht immer die Alternative ist!

Bio Produkte sind gesünder, nachhaltiger und umweltfreundlicher. Sie schönen Tier und Mensch. Stimmt das wirklich? Warum gibt es die großen Preisdifferenzen zwischen Bio-Produkten untereinander und gegenüber konventionellen Produkten? Was hat es mit den verschiedenen Bio-Siegeln auf sich?

Viele Menschen legen Wert auf Frische bei ihrem Obst und Gemüse und greifen deshalb auf Bio-Produkte zu, denn das kommt vom nahegelegenen Bauernhof und enthält keine giftigen Schadstoffe. Kommen wir auf dem Weg nach hause an keinen Bauernhof vorbei, ist das auch kein Problem - denn mittlerweile bieten alle Supermärkte Bioprodukte an. Die schmecken genauso und sind sogar günstiger... oder?
Leider stimmt das so nicht, obwohl alle Bio-Produkte gemäß EU-Richtlinie mit dem sechseckigen Bio-Siegel oder dem EU-Bio-Siegel gekennzeichnet sind. Für beide Siegel ist allerdings nur ein Mindeststandard zu erfüllen. Wer den Mindeststandard erfüllt, darf Bezeichnungen wie "biologisch", "ökologisch" oder "kontrolliert biologischer Anbau" verwenden.

Was genau steckt nun hinter der Bezeichnung "Bio"?
Ziel ist es laut EU-Richtlinie, Bio-Lebensmittel, bzw. Öko-Rohstoffe schonend und mit möglichst wenig Zusätzen weiterzuverarbeiten. Grundsätzlich sind Bio-Produkte frei von Schadstoffen wie Pestiziden und Fungiziden und gentechnische Veränderungen sind verboten. Die Verwendung von Zusatzstoffen ist nicht vollständig verboten aber genau geregelt. Von über 300 Zusatzstoffen dürfen für das EU-Bio-Siegel nur 47 verwendet werden. Prinzipiell bedeutet das: Da wo "Bio" draufsteht - ist auch "Bio" drin - zumindest gemäß der EU-Mindeststandards. Ein biologisch-ökologischer Ansatz ist in diesen Standards aber nicht zu finden. Somit entstehen Bilder wie Bio-Gurken aus Ecuador oder in Plastik verpackt! Das hat mit Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein nicht viel zu tun! 

Quelle: Pixabay_tomato-1666709
                        

Den Biogedanken zu Ende gedacht haben hierbei Anbauverbände wie Demeter, Naturland oder Bioland. Die hier vergebenen Siegel unterliegen strengen Auflagen und basieren auf einem ganzheitlichen Konzept. Ein wichtiger Punkt hierbei ist komplette Umstellung auf ökologische Bewirtschaftung.  Nicht nur der Anbau sondern auch der Zukauf von Futter oder Betriebsmitteln unterliegen strengen biologischen und ökologischen Vorgaben. Ebenso bei den Zusatzstoffen für Lebensmittel ist weitaus weniger erlaubt als es die EU Richtlinien für den Bio-Anbau vorsehen. Statt der 47 Zusatzstoffe sind bei Bioland nur 23, bei Demeter sogar nur 13 Zusatzstoffe erlaubt. Auch werden die unter sozialen Bedingungen und zu fairen Preisen gehandelten Bio-Produkte von Demeter und Co, hauptsächlich regional vermarktet. Plastikverpackungen werden so weit wie möglich reduziert.

Die größten Unterschiede zu den EU-Richtlinien gibt es in der Tierhaltung. Im Vergleich zur konventionellen Tierhaltung gibt es deutliche Unterschiede, trotzdem sind viele Bereiche wenig oder garnicht geregelt. Milchkühe bekommen mehr Platz und Auslauf. Sechs Quadratmeter Stallfläche und mindestens 4,5 Quadratmeter Außenfläche ist für jede Kuh vorgeschrieben. Und sie müssen Auslauf haben. Bei der konventionellen Tierhaltung gibt es nur 2 Quadratmeter Stallfläche und keine Verpflichtung zu Außenflächen - sie verbringen oftmals ihr ganzes leben im Stall.

Aber auch im biologischen Bereich werden die Kälber von ihren Müttern getrennt. Die biologischen Anbauverbände sprechen hierbei nur Empfehlungen aus, so liegt es beim Landwirt, ob und wie lange er das Kalb bei der Mutter belässt. Am Besten sich selbst ein bild vor Ort machen und im Hofladen einkaufen. Von einer artgerechten Tierhaltung sind wir weit entfernt - zu groß ist der Bedarf an Fleisch- und Milchprodukten.

Nicht hinter jedem Bio-Siegel steht der ganzheitliche Ansatz, Tier und Umwelt zu schützen und die Produzenten fair zu bezahlen. das EU-Bio-Siegel macht hierzu keinerlei Vorgaben. Einzelne Anbauverbände hingegen fördern Kooperationen mit Produzenten aus der Region, setzen mehr auf auf saisonale Produkte, um weite Lieferwege zu vermeiden und legen Wert auf eine faire Bezahlung der Hersteller.




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